Pfarrhaus Oberholzklau
Das Alte Pfarrhaus Oberholzklau - anno 1608 erbaut - ist eines der ältesten und schönsten Fachwerkhäuser des Siegerlandes. Direkt gegen über steht das “Al döwwern Hus” aus etwa der gleichen Zeit. Bis zum Jahre 1537 wohnte der jeweilige (damals noch katholische) Pfarrer von Oberholzklau in einem Seitental nahe Meiswinkel auf dem Hof Reichelsbach, der zum Kirchengut der Pfarrei Holzklau gehörte. Pfarrer Johann Wüstenhober von Ybach, der in der Gemeinde die Reformation vollzogen hat, zog dann 1537 in ein Haus nahe der Kirche.
Das Pfarrhaus gegenüber der Kirche musste schon 1608 wegen Baufälligkeit oder weil es zu klein war abgebrochen werden und einem Neubau – dem heutigen Pfarrhaus – weichen. Dieses Haus ist somit das dritte Pfarrhaus der Gemeinde Oberholzklau, von dem man weiß. Wahrscheinlich hat man Teile des Kellers aus dem alten bei dem Neubau verwendet. Pfarrer Conrad Luth, der mehr als 50 Jahre in der Gemeinde gewirkt hatte, zog zu seiner Tochter nach Lindenberg, wo er kurz darauf starb. Sein Nachfolger im Amt, Henrich Freudenberg, der schon einige Jahre zur Unterstützung von Luth im Kirchspiel tätig war, hat den Neubau vorangetrieben und als Erster bewohnt. Noch heute kann man die Anfangsbuchstaben seines Namens HF P = Henrich Freudenberg, Pastor, die Jahreszahl 1608 und die Namen der Bauleute Joes Müller und Peters Göbel auf dem Balken über der Haustüre lesen. Dazu den Leitspruch: WAN GOTT WILL SO IST MEIN ZIEL.Dieses hervorragende Gebäude mit seinem auffällig hohen verschieferten Giebel, mit der zweiläufigen Treppe und dem Eingang zur Straßenseite ist in der alten Ortsmitte ein Schmuckstück des Dorfes. 1854 musste das Strohdach durch ein Schieferdach ersetzt werden. Auch die Westseite des Pfarrhauses wurde – wie an vielen Stellen bei Fachwerkhäusern im Siegerland bewährt – verschiefert.
Eindrucksvoll ist bis heute das schlichte, kräftige Fachwerk mit den Lehmwänden. Schon recht bald war an der Nordseite ein Anbau erforderlich. 1670 – unter Pfarrer Johann Daniel Seel entstand so „die neue Stube“. Erst 1905 wurde der Kuhstall in der Südwest-Ecke des Hauses zu einem Wohnraum umgebaut. Eine Besonderheit ist im Obergeschoss das „Gerämze“, ein hölzernes Gitterwerk. Und noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts befand sich neben dem steilen Treppenaufgang zum „Ollern“, dem weitläufigen Dachraum des Hauses, die „Hearwe“, die rußbeschmutzte Räucherkammer. Fast alle Räume des Pfarrhauses waren ursprünglich durch Türen miteinander verbunden. Sicher auch eine Besonderheit. Immer wieder mal war das Oberholzklauer Pfarrhaus in einem schlechten baulichen Zustand. Mehrfach wurde über einen Neubau nachgedacht. Pläne für einen solchen Neubau aus dem Jahre 1829 sind noch im Pfarrarchiv vorhanden. Glücklicherweise sind sie nie ausgeführt worden. So steht diese bauliche Kostbarkeit noch heute – nach 400 Jahren – im Ensemble von Kirche, Pfarrscheune, Backhaus und Pfarrteich als ein wirkungsvoller „Zeitzeuge“ lokaler Kirchengeschichte.
Text: www.historische-stadtkerne-nrw.de (Denkmalforum SWF – Denkmaltipp Juni 2008)
Wissenswertes über Oberholzklau
Nach einer Kölner Urkunde von 1079/1089 wurde Oberholzklau erstmals erwähnt. Um 1250 erbaute man die dortige Pfarrkirche in einem spätromanischen/frühgotischen Übergangsstil; sie gilt als eine der schönsten südwestfälischen Hallenkirchen, wobei sie nach Erhöhung des Mittelschiffs eigentlich die Baugestalt einer Basilika erhielt. Bereits 1329 war das Dorf Kirchspielort. Im Jahre 1442 gab es hier schon eine Zollstätte.
Im Jahr 1583 wurde der Flecken Freudenberg aus dem Pfarrbezirk von Oberholzklau ausgepfarrt und erhielt mit Genehmigung des Landesherrn eine eigenständige Pfarrei. Ein paar Schritte am Pfarrhaus vorbei liegt der malerisch gelegene Pfarrweiher mit dem alten Backes aus dem 17. Jh. Gegenüber steht die alte Pfarrscheune von 1736. An der Hauptstraße in Richtung Hünsborn (Oberholzklauer Str. 24) steht “Schneidersch Hus”, ein schönes, unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus im Original-Zustand. Es wurde 1750 erbaut. Später befand sich hier eine Posthalterei. Schräg gegenüber der Kirche steht ein weiteres altes Fachwerkhaus, das um 1730 als Kirchspielschule errichtet wurde und als solche bis 1900 in Dienst war.
Text: Eike Otto Hammel
Besichtigung: Das Pfarrhaus ist nur von außen zu besichtigen.
Führungen durch Oberholzklau und zum Holzklauer Schlag sind buchbar, Kontakt Herr Eike Otto Hammel, Tel. 02734 - 2979, >>mehr Infos