Boos Hus - Denkmal & Gasthaus
In vielen Ortschaften des Siegerlandes wurden die Häuser nach Ihren Bewohnern benannt. Die alten Hausnamen sind heute noch gebräuchlich. Das gilt auch für das „Boos Hus“ im Freudenberger Stadtteil Niederndorf. Es kann auf eine wechselvolle Geschichte zurück blicken.
Erste Aufzeichnungen finden sich bereits in den Steuerlisten des Jahres 1542. Damals war das Boos Hus noch ein Lehenshof der Adeligen von Bicken. Es trug noch nicht seinen späteren Namen. Lehensträger über einen langen Zeitraum war die Familie Cuntze. Um das Jahr 1741 erwarb Johann Christian Buß das Anwesen zunächst in Teilen. Wie viele andere Bewohner des Siegerlands war er Bergmann. Daneben wurde eine kleine Landwirtschaft, die die Familie ernähren konnte, betrieben. Aus dem Namen Buß wurde im Laufe der Zeit dann der Name „Boos“. Er taucht erstmals im Kirchenbuch des Jahres 1751 für den Niederndorfer Orgelbauer Arnold Boos auf, der unter anderem auch in der Nachbargemeinde Niederfischbach die Kirchenorgel gebaut hat. Der Name Boos hat sich dann zumindest für das Haus selbst erhalten auch wenn im Laufe der Zeit die Familiennamen vornehmlich durch Einheiraten wechselten. Später bewohnten das Haus der Dorflehrer und seine Familie.
Im 2. Weltkrieg diente der Keller des Hauses als Bunker, wie ein Zeitzeuge berichtet, weil zumindest der Keller gemauert ist. Nach Ende des Krieges wurde im Haus ein Einzelhandelsgeschäft betrieben. Es musste allerdings durch die Verstädterung in der Mitte der 1960er Jahre geschlossen werden. Das Haus war dem Verfall preisgegeben nachdem der Eigentümer es nicht mehr bewirtschaften konnte. Nach und nach verkam Boos Hus zum Schandfleck, behielt seinen Namen aber auch in dieser unrühmlichen Zeit bei.Im Jahr 1988 wurde die Ruine von Hans Hoof, MDL (†) ersteigert. Er hatte die Vision aus dem Schandfleck ein Schmuckstück zu machen und gleichzeitig einen Treffpunkt für die dörfliche Gemeinschaft zu schaffen. Einige visionäre Männer taten sich mit ihm zusammen und gründeten den „Verein zur Erhaltung und Erneuerung des Dorfbilds Niederndorf e.V.“
Von 1988 an sanierte der Verein als neuer Eigentümer das Boos Hus in rund 3 jähriger aufwändiger Arbeit. Das Haus wurde in die Baudenkmalliste der Stadt Freudenberg aufgenommen. Aus dem ehemaligen Schandfleck in der Ortsmitte ist ein Schmuckstück geworden. 1991 wurde es der Niederndorfer Bevölkerung vorgestellt. Heute beherbergt das Boos Hus neben 2 Wohnungen auch eine gemütliche Wirtsstube. Sie ist Treffpunkt für viele Heimatverbundene. Im Sommer trifft man sich im Biergarten und im Winter sorgt der Kaminofen für behagliche Wärme in der Gaststube. Boos Hus und seine Umgebung sind der Beweis dafür, dass privates Engagement und öffentliche Hand in der Denkmalpflege erfolgreiche Verbindungen für die Bevölkerung eingehen können.
Text und Foto aus: Kalender 'Denkmal des Monats 2009“ (hier: Denkmal des Monats für Juli) der Arbeitsgruppe Historische Stadtkerne in NRW - Regionalgruppe Südliches Westfalen (www.historische-stadtkerne-nrw.de).
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