Historisches Handwerkerdorf
Handwerkerdorf mit Seilerei
Das alte Seilereigebäude Hartmann wurde im Mai 2003 als Seilereimuseum eröffnet. Im Innern befinden sich zahlreiche alte Werkzeuge, Geräte und Maschinen dieses Handwerks, mit deren Hilfe auch noch heute einem interessierten Publikum die Herstellungsart von Seilen demonstriert werden kann. Zusammen mit der Schmiede und der Steinhauerei bildet die Seilerei das Handwerkerdorf.
Das "historische Handwerkerdorf" zeigt in einer Dauerausstellung die große, bis heute dauernde Bedeutung des Rüthener Grünsandsteins als vielfältig genutzter Baustoff für die örtliche wie auch überregionale Architektur-, Kunst- und Kulturgeschichte. In anschaulicher Form werden hier die geologischen Strukturen, die bergbaurechtlichen Schürfregelungen, die Entwicklung der Abbautechniken, die Verarbeitungsformen und Verwendungsmöglichkeiten des Steins im Wandel der Zeiten dargestellt. Dazu gehört auch eine rekonstruierte alte Schmiede zur Herstellung der bei der Steingewinnung und -nutzung von den Steinmetzen und -hauern früher wie heute benötigten Werkzeuge und Gerätschaften. Ergänzt wird dieses erkenntnis- und erlebnisreiche gewerbegeschichtliche Gebäudeensemble durch die direkt benachbarte originale Rüthener "Reeperbahn" (= alte Seilerei Hartmann).
Das Handwerk der Seilerei (reepschleger oder reepdreger) gehörte schon vor vielen Jahrhunderten zu den zahlreichen außerzünftigen Berufen. In den städtischen Berufs- und Gewerbestatistiken des 19. Jh. wird das Seilerhandwerk in Rüthen für 1848 mit sechs Betrieben, 1885 mit drei und 1900 mit zwei Betrieben dokumentiert. Eine dieser alteingesessenen Werkstätten war die Seilspinnerei Hartmann, die schon Anfang des 19. Jh. von Franziskus Hartmann betrieben wurde. Mit dem Tod seines Enkels Josef Hartmann 1937 starb das Seilereigewerbe in Rüthen endgültig aus.
Das an dieser Stelle noch zu sehende, aus Ziegelstein gefertigte, überdachte und mit 25 Fenstern ausgestattete massive Seilbahn-Gebäude wurde 1914 auf einer Länge von 60 m errichtet und stellt heute in seinem ursprünglichen Erscheinungsbild auch überregional ein sehr selten gewordenes gewerbliches Baudenkmal dar.
Hergestellt wurden in dieser Seilerei vor allem Produkte nach Bedarf und Bestellung der Landwirtschaft, so z.B. Garbenbänder, Viehhalfter, Pferde- und Pflugleinen, Bandstricke für Heu- und Getreidefuhren, Zugseile unterschiedlicher Längen und Stärken etc., aber auch zeitweise Schiffstaue, Fischernetze, Glockenseile und immer eine Großzahl von Bindfäden und Wäscheleinen für den allgemeinen Hausgebrauch. Angefertigt wurden alle Seilereiprodukte aus Hanf, der zum größten Teil in Ballenform aus Russland geliefert wurde.
Bevor allerdings die Seile, Stricke und Leinen ihre gewünschte Form in Länge und Durchmesser erhielten, mussten aus dem Rohhanf nach den Verarbeitungsstufen Hecheln und Kämmen erst lange Fäden gesponnen werden. Im weiteren Fertigungsprozess wurden dann die einzelnen Fäden zu Schnüren gedreht (zwirnen), die je nach Bedarf anschließend in mehrzahligen Fadenbahnen durch weitere genau abgestimmte Drehvorgänge mittels Seilgeschirr und –wagen zum gewünschten Endprodukt gestaltet wurden. So entstand aus den Hanffäden eine Schnur, aus den Schnüren ein Strick, aus den Stricken schließlich ein entsprechend starkes Seil: Arbeitsvorgänge, die in der Zeit vor der Elektrifizierung viel körperliche Kraft und spezielles Geschick verlangten.
Führungen auf Anfrage
Anmeldung: Touristik und Stadtmarketing Rüthen Hochstraße 14 Rüthen Tel. 02952 / 818172 / 173 E-Mail: tourismus@ruethen.de