Das Dreigestirn im Karneval, insbesondere in Städten wie Köln, besteht traditionell aus drei männlichen Figuren: dem Prinzen, dem Bauern und der Jungfrau. Es gibt mehrere Gründe, warum diese Rollen historisch männlich besetzt sind.
Zunächst die Erklärung, was das Dreigestirn überhaupt macht. Ein Dreigestirn besteht aus dem Prinzen, dem Bauern und der Jungfrau. Allen sind unterschiedlichen Eigenschaften zugeordnet – und alle sind seit jeher männlich besetzt. Das liegt auch daran, dass Frauen keinen Zugang zu Karnevalsgesellschaften hatten (und es ist auch heute noch eingeschränkt). Die Aufgabe des Dreigestirns: über das jecke Volk „herrschen“. Es tingelt ab dem 11.11. von Sitzung zu Sitzung, repräsentiert, tanzt und feiert. An den Karnevalsumzügen nimmt das Dreigestirn eine herausstechende Stellung ein und verteilt ordentlich Kamelle und Strüßcher.
Traditionelle Rollenverteilung
Der Karneval hat seine Ursprünge in vorchristlichen Fruchtbarkeitsfesten und späteren christlichen Feierlichkeiten. In vielen dieser frühen Feste waren Männer oft die Hauptakteure, was sich in der späteren Gestaltung des Karnevals niederschlug und bis heute vielerorts weitergeführt wird.
Symbolik
Die Figuren des Dreigestirns repräsentieren verschiedene Aspekte der Gesellschaft. Der Prinz steht für die Herrschaft und das Feiern. Oft wird er als eine Art „Herrscher“ über die närrische Zeit gesehen, der für Spaß und Ausgelassenheit sorgt. Die Figur des Bauers steht für das einfache Volk und symbolisiert die Verbindung zur ländlichen Tradition. Er ist oft humorvoll und bodenständig. Und obwohl die Jungfrau traditionell weiblich ist, wird sie oft von einem Mann dargestellt, der in Frauenkleidung auftritt. Dies kann als eine Form des Spiels mit Geschlechterrollen interpretiert werden.
Rollenverständnis
Die Besetzung dieser Rollen durch Männer spiegelt die gesellschaftlichen Normen wider, die lange Zeit vorherrschend waren. In vielen Karnevalsvereinen sind die Führungspositionen nach wie vor überwiegend männlich besetzt.
Veränderungen im Karneval
In den letzten Jahren gab es jedoch Bestrebungen, die Geschlechterrollen im Karneval zu hinterfragen und zu diversifizieren. In einigen Regionen oder Vereinen gibt es mittlerweile auch weibliche Vertreterinnen in ähnlichen Positionen oder alternative Formate, die eine breitere Repräsentation ermöglichen. In vielen Karnevalsgesellschaften findet peu á peu ein Umdenken statt. So installiert der Karnevalsverein de Üüle 1989 Dülken aus Viersen in diesem Jahr erstmalig ein rein weibliches Dreigestirn, welches von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch die Regenschaft übernimmt. In Metelen im Münsterland sind Prinz Anne I., Bauer Rike I. und Jungfrau Heike I. bereits seit Beginn der Karnevalssession 2024/25 die Chefinnen.
Kulturelle Identität
Das Dreigestirn ist ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Identität vieler Karnevalsvereine und -gemeinschaften. Veränderungen an diesen Traditionen werden oft langsam und mit Bedacht vorgenommen, um den historischen Kontext zu wahren.
Insgesamt spiegelt das männliche Dreigestirn also sowohl historische als auch kulturelle Aspekte wider, die im Laufe der Zeit weiterentwickelt und angepasst werden können – und sollten.